Im Rahmen des Europäischen Protesttages für die Rechte von Menschen mit Behinderungen organisierte der Verein „Gemeinsam leben und lernen in Europa e.V.“ (GLL) die Veranstaltung „Durch die Welt der Barrieren“ in Passau.

In einem immersiven Selbsterfahrungsparcours hatten die Besucherinnen und Besucher die einmalige Gelegenheit, in die Schuhe von Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen zu schlüpfen und ihre Welt aus erster Hand zu verstehen. An verschiedenen Stationen konnten sie erleben, wie es ist, einen Rollstuhl zu benutzen, die Augen verbunden zu haben, einen Alterssimulationsanzug zu tragen oder sich mit eingeschängter Sicht zurechtzufinden. Auf diese Weise konnten sie schnell und intuitiv verstehen, mit welchen Herausforderungen Menschen mit Behinderung im Alltag konfrontiert sind. Die Stationen wurden von Freiwilligen mit Behinderungen betreut, die ihre Erfahrungen mit den Besuchern teilten.

Ziel der Veranstaltung war es, das Bewusstsein für die alltäglichen Situationen zu schärfen, denen Menschen mit Behinderungen begegnen.

Meine Idee zu dieser Veranstaltung und den Selbsterfahrungsparcours ist, dass Menschen mit und ohne Behinderung zwangslos in Kontakt und ins Gespräch kommen. Im Austausch mit Betroffenen oder in Aktion im Parcours bekommen einen kleinen Einblick in die Welt von Menschen mit Handicap. Dadurch bekommt jeder Empathie und Verständnis für den anderen. Ich hoffe, dass wir einen Samen setzen können, damit Inklusion automatisch passieren kann. Jeder kann voneinander lernen.

Christian Moritz, Initiator der Veranstaltung.

Leben mit Blindheit und Sehbeeinträchtigungen 

Habt ihr euch jemals gefragt, wie es ist, sich in der Welt ohne Augenlicht zurechtzufinden? Am interaktiven Stand des Bayerischen Blinden- und Sehbehindertenbundes konnten sich die Besucher mit verschiedenen Aktivitäten beschäftigen, um diese Herausforderungen besser zu verstehen.

Die Teilnehmer probierten Spiele und alltägliche Aufgaben mit verbundenen Augen aus, wie z.B. ein Glas Wasser einzuschenken, beim Fühl-Memory verschiedene Texturen ertasten, ein Butterbrot schmieren. 

Außerdem wurden Hilfsmittel vorgestellt, die von blinden Menschen verwendet werden, wie z. B. Braille-Tastaturen und  ein Langstock-Hindernisparcours. Mit Simulationsbrillen wurden verschiedene Augenkrankheiten simuliert. 

Rollstuhl-Parcours

Passau ist bekannt für seine charmate Altstadt mit engen Gassen und Pflastersteinen. Das ist allerdings eine große Barriere für Menschen, die auf einen Rollstuhl angewiesen sind. Um die Besucher dafür zu sensibilisieren, gab es beim Aktionstag einen Rollstuhl-Parcours. Er wurde angeleitet von Thomas Sandleitner, einem Übungsleiter für Rollstuhlsport. Menschen, die meist noch nie in einem Rollstuhl saßen, versuchten die aufgebauen Hindernisse zu überwinden. So wurden die Barrieren simuliert, denen Menschen mit Gehbeeinträchtigungen im Alltag begegnen. 

Barrieren gibt es jedoch nicht nur auf den Straßen, sondern auch in den Köpfen der Menschen. Viele fühlen sich unsicher im Umgang mit Menschen mit Beeinträchtigungen. Sandleitner emfpiehlt: “ Ich freue mich zum Beispiel, wenn jemand mich geradeheraus fragt, ob ich Hilfe brauche. Schlimm ist es hingegen, wenn mich einfach jemand über die Straße schiebt. Ich schubse ja auch nicht Leute, die mir zu langsam gehen .“ 

Autismus 

 „Wenn du einen Autisten kennst, dann kennst du einen Autisten – nicht alle“, so lautet ein Sprichwort. Autismus ist eine neurologische Entwicklungsstörung, die sich ganz unterschiedlich auswirken kann. Deshalb spricht man von „Austismus-Spektrum Störungen“. 

Für viele Menschen auf dem Spektrum ist die Verarbeitung von Sinneseindrücken eine Herausforderung. Ihre Fähigkeit, Sinneseindrücke zu filtern, funktioniert anders, was zu einer Reizüberflutung führt. Bestimmte Reize, wie starke Gerüche, unterschiedliche Texturen oder ungeordnete visuelle Muster, können überfordernd und unangenehm sein. Sebastian, ein betroffener Ehrenamtlicher des Vereins, und Anja, eine Pädagogin des regionalen Autismus-Netzwerks, zeigten an ihrem Stand, wie die Wahrnehmung von Autisten aussehen kann.

Leitfaden

Sie wollen auch eine Veranstaltung wie diese organisieren? Unser Leitfaden gibt nützliche Tipps und inspirierende Ideen. 

 

Die Veranstaltung wurde unterstützt von Aktion Mensch.